Das Artikelbild zeigt ein Polizeifoto eines Straftäters: Al Capone. Al Capone (1899-1947) war einer der berüchtigtsten Verbrecher Amerikas in den 1920er- und 1930er-Jahren. Er kontrollierte die Chicagoer Unterwelt und machte seine Geschäfte mit illegalem Glücksspiel, Prostitution, Schutzgelderpressung und Alkoholhandel. Capone ist einmal von vorne zu sehen, einmal von der Seite. Im Mathematikunterricht der 3. Klassen war dieser sogenannte Mugshot Ausgangspunkt für einen Themenbereich aus dem Geometrischen Zeichnen: Hauptrisse!

Der Verbrecher mag aus vielen Gründen interessant sein, in Mathematik wurde mit Hilfe des Mugshots jedoch eine andere Frage behandelt: Wie kann man Menschen auf Basis der wichtigsten Gesichtsmerkmale eindeutig identifizieren? Schnell war klar: Es zahlt sich aus, von einer Person zwei Fotos aus verschiedenen Winkeln bzw. Richtungen zu machen, um die entscheidenden Merkmale einfangen zu können. Und genau darum geht es auch in Mathematik, wenn Körper abgebildet werden: Sie müssen eindeutig erkennbar sein!

In Mathematik nutzt man dazu ebenfalls mehrere Bilder: Schrägrisse (räumliche Bilder) werden mit Hauptrissen kombiniert. Die Hauptrisse entsprechen den Mugshots von Verbrecher:innen. Der Körper wird von mehreren Seiten abgebildet und damit eindeutig festgelegt. In Plänen werden noch Maße hinzugefügt und so entstehen Unterlagen, die es ermöglichen, einen Körper, ein Objekt, ein Werkstück genau nach Vorgaben herzustellen oder nötige Berechnungen anzustellen.

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Im Unterricht wurde übrigens ein Versuch durchgeführt, um die an Hand des Mugshots erarbeitete Theorie zu überprüfen. Die Forschungsfrage: Können Körper mit Hilfe der Hauptrisse eindeutig erkannt werden?

Dazu wurde der Umriss eines Schülerkopfes auf die Tafel übertragen, einmal von vorne und einmal im Profil. Eine beim Erstellen der Bilder nicht anwesende Schülerin musste den Täter an Hand der Umrissbilder ausfindig machen. Nach einigen Vergleichen war der abgebildete Schüler schnell gefunden! Das Experiment bestätigt: Hauptrisse – egal ob bei der Verbrecher:innenjagd oder im Rahmen des Geometrischen Zeichnens – erfüllen ihren Zweck!

Michael E. Luxner
Michael E. Luxner
“Fehler sind Helfer und machen Lernen sichtbar!”

Michael E. Luxner beschäftigt sich mit digitalem Lernen und dem Einsatz moderner Technologien.
Seine Schwerpunkte liegen im Bereich der MINT-Gegenstände (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und in der Implementierung einer zeitgemäßen Lernkultur unter den Schlagworten „Freiheit, Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit, Verantwortung und Kollaboration“.

Bildquellen

  • Mugshot: gemeinfrei