„Rapunzel, lass dein Haar‘ herunter!“ So kennen wir den Ruf des Prinzen, der entlang der Haare in den Turm klettern will. Im Mathematikunterricht haben die Schüler:innen der ersten Klassen überprüft, ob das Märchen auch einem Faktencheck standhalten kann!

Das Märchen des Mädchens mit den langen Haaren, eingesperrt in einen hohen Turm, kennen die meisten von uns. Gerne nehmen wir die zauberhaften Gestalten und unrealen Zustände in Kauf, wenn wir Märchen anhören und in eine andere Welt eintauchen:

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In Mathematik konzentriert man sich jedoch auf Fakten und reduziert eine Realität auf ein nützliches und beherrschbares Modell, um Fragen stellen und klären zu können:

In Rapunzels Fall haben sich die Schüler:innen der ersten Klasse das Märchen nochmals angesehen und sich im Gespräch auf folgendes Modell geeinigt: Rapunzel war wohl 20 Jahre alt, als der Prinz zu ihr kam. Das Fenster, das mit Hilfe der Haare erklommen wurde, lag auf einer Höhe von 10 Metern. In einer einfachen Skizze wurde dieses Modell skizziert. Danach mündete der Märchenfaktencheck in genau einer Frage: „Können Haare in 20 Jahren eine Länge von 10 Metern erreichen?“

Um das beantworten zu können, musste recherchiert werden. Wie schnell wachsen Haare? Bzw. Wie viele Zentimeter wachsen Haare im Schnitt pro Jahr? Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen, die von vielen Faktoren abhängen. In der Klasse einigten sich die Kinder darauf: Im Schnitt wachsen Haare 15 Zentimeter pro Jahr.

Und jetzt wurde gerechnet! Wenn Rapunzel 20 Jahre alt war (so die Annahme), gilt:  20 · 15cm = 300cm = 3m. Klar ist, hier wurde im Märchen wohl etwas gelogen und die Realität zurechtgebogen. Entweder war Rapunzel deutlich älter (ca. 67 Jahre), als der Prinz an der Haarleiter hochkletterte, oder der Turm war gar nicht so pompös. Man weiß es nicht… und ein Märchen ist eben ein Märchen.

Fest steht: Mathematik hilft uns, Geschichten, Erzählungen und Aussagen zu überprüfen, um Wahrheit von Lüge unterscheiden und um eigene Schlüsse ziehen zu können. Und das ist etwas Großartiges!

Michael E. Luxner
Michael E. Luxner
“Fehler sind Helfer und machen Lernen sichtbar!”

Michael E. Luxner beschäftigt sich mit digitalem Lernen und dem Einsatz moderner Technologien.
Seine Schwerpunkte liegen im Bereich der MINT-Gegenstände (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und in der Implementierung einer zeitgemäßen Lernkultur unter den Schlagworten „Freiheit, Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit, Verantwortung und Kollaboration“.